Forschungsschwerpunkt
Software-Qualität

Software-Architektur


Die zentrale Aufgabe von Softwarearchitekten ist die Erstellung eines Systemgesamtkonzepts, das sowohl die Anforderungen und Bedürfnisse der Nutzungsseite als auch die der Entwicklungsseite erfüllt. Dazu werden im Rahmen des vorliegenden Schwerpunkts methodische Grundlagen erforscht. Gegenstand der Forschung ist insbesondere der Entwurf von Softwaresystemen, die nicht nur realisierungs-, wartungs- und änderungsfreundlich sind, sondern auch den Geltungs-, Bedeutungs- und Gestaltungsansprüchen der Nutzungspraxis genügen. Hierbei wird konsequent dem Unstand Rechnung getragen, dass Software ein rein sprachliches Artefakt ist, das sich inhaltlich auf die Nutzungsumgebung bezieht und der Unterstützung menschlicher Tätigkeiten dient.

Funktionale Geltung und Bedeutung sind nach unserem Verständnis die grundlegenden Qualitätskriterien für ein Softwaresystem, denen darstellende, formal strukturelle und technische Aspekte methodisch nachgeordnet sind. Sie verankern das System im Handlungs- und Sprachkontext der Nutzer und bilden die konzeptionelle Grundlage sowohl für die fachliche Strukturierung des Systems in Komponenten und Schnittstellen sowie deren Kopplung an plattformspezifische Komponenten als auch für die Ausgestaltung der Mensch-Computer-Interaktion unter zusätzlicher Beachtung kognitiver und kommunikativer Aspekte.

Die jeweilige Nutzungspraxis, mit der dort vorherrschenden Fachsprache und Kommunikationskultur, den zu unterstützenden, meist tradierten Handlungsfeldern sowie den beteiligten Menschen mit ihren Zielen, kognitiven wie kommunikativen Kompetenzen muss daher die Begründungsbasis für die Architektur von Softwaresystemen bilden. Da Nutzer und Entwickler im allgemeinen unterschiedliche Sprachen, Perspektiven, Interessen, Kompetenzen und fachliche Hintergründe haben, werden Softwaresysteme nicht als fertige, komplexe Gebilde betrachtet, sondern in ihrem konstruktiven Aufbau beschrieben, schrittweise begründet, ohne Lücken und Zirkel, explizit nachvollziehbar und unter Wahrung von Geltung und Bedeutung.

Insgesamt wird also ein pragmatisch-semantisches Architekturverständnis angestrebt, welches über das weitverbreitete formal-technisch dominierte Systemdenken hinausgeht. Softwarearchitekten soll für ihre inhaltlich-fachlichen Kernaufgaben ein technologie- und domänenneutrales Vokabular und Architekturreferenzmodell sowie ein darauf abgestimmtes, elementares Methodengerüst an die Hand gegeben werden, in das sich je nach Bedarf auch weitere Aspekte des Usability-, Requirements- und Software-Engineering integrieren lassen.

Ansprechpartner: Prof. Dr. Friedbert Jochum